Zusammenfassung
Es wird über klinische Beobachtungen bei der peroralen Anwendung des reinen Digitoxin-Merck
berichtet. Digitoxin ist ein Glykosid mit schneller kumulativer Wirkung. Es besitzt
eine geringe Latenz, die sich schon nach wenigen Stunden durch eine Pulsverlangsamung
dokumentiert. Die Frequenzwirkung erweist sich als das hervorstechende Prinzip des
Mittels. Digitoxin dürfte auch nach klinischem Maßstab das am stärksten kumulierende
Glykosid sein. Die diastolische Wirkungsintensität übertrifft die anderen Digitalisglykoside
bei der angewandten Stoßtherapie mit 1,0 bis 1,2 mg der Droge resp. der Verabfolgung
dieser Dosis innerhalb eines Tages. Diese Volldosis liegt bei Patienten mit vorwiegend
myogen dilatierten Herzen oft noch etwas höher. Die starke Haftfähigkeit und der langsame
Abbau des Digitoxins im Körper bedingen die lange Wirkungsdauer des Mittels. Diese
ist beachtenswert bei der sog. „Erhaltungsdosis” des Medikamentes, die zwischen 0,05
und 0,2 mg Substanz pro die liegt. Die Verträglichkeit steht der anderer Purpureaglykoside
nicht nach. Die besonderen Eigenschaften machen Digitoxin oft bei Herzen noch wirksam,
bei denen Strophanthin, also die intravenöse Therapie, keinen genügenden Effekt mehr
hatte; Digitoxin dürfte also eine Lücke in der Differentialtherapie ausfüllen.
Zum Indikationsgebiet der Digitoxintherapie gehören: Dekompensierte Hypertonien, sklerotische
Altersherzen, die Myodegeneratio ohne und mit perpetueller Arrhythmie, insbesondere
der schnellen Form, dekompensierte Mitralinsuffizienzen, auch kombinierte Mitralvitien,
ferner Herzinsuffizienzen mit Hypertrophie, die ohne ein anginöses Syndrom einhergehen.